Kurzbericht zum zweiten Klimaaktionstag am 29.11.

Zum nun mehr zweiten Mal wurde von der Fridays for Future (FFF) Bewegung zu einem globalen Klimaaktionstag aufgerufen. Schon am 20. September beteiligten sich weltweit mehr als 4 Millionen Menschen. Alleine in Deutschland sollen es 1,4 Millionen gewesen sein. Mit etwa 3500 Teilnehmer*innen dürfte die FFF Demonstration in Aschaffenburg die wohl größte Demo seit Jahrzehnten gewesen sein.

Eine von der Interventionistischen Linken Aschaffenburg initiierte Fahrraddemo brachte bereits am frühen Morgen ca. 150 Leute auf die Straße.

Deutlich kleiner als im September, aber in der Mobilisierung immer noch beachtlich, gingen am 29.11. deutschlandweit noch einmal über 600.000 Menschen auf die Straße. In Aschaffenburg startete die Fridays for Future (FFF) Demo mit überschaubaren 300 Teilnehmer*innen und wuchs zum Ende hin noch auf ca. 800 an. Auch die Fahrraddemo am Nachmittag, organisiert von einem neu gegründeten Klimabündnis, konnte nur knapp 40 Menschen motivieren, um für „grundlegende ökonomische und ökologische Veränderungen“ aufs Rad zu steigen.

Anders als noch im September, hat FFF Aschaffenburg für die Koordination und Gestaltung des Aktionstags nicht auf eine Kooperation mit weiteren Gruppen und Einzelpersonen gesetzt.

Auf Nachfrage teilte das Orga-Team mit, dass es sich bewusst dazu entschieden hat, die Vorbereitung und Mobilisierung unabhängig und eigenständig durchzuführen.
Unter anderem deshalb gründete sich ein neues Klimabündnis, welches die Fahrraddemo organisierte und für den 14. November zu einer Podiumsdiskussion ins evangelische Juz einlädt. Dort werden sich Vertreter*innen von Ende Gelände, FFF Frankfurt, Hasankeyf und Animal Climate Action mit der Frage auseinandersetzen „Wie weiter mit dem Klimaaktivismus?“.

Eine Frage, die angesichts der fortschreitenden Klimakrise und den bisherigen massenhaften, aber unterm Strich doch unwirksamen Protesten dringend einer Antwort bedarf.

 


 

Wir dokumentieren an dieser Stelle den von der Interventionistischen Linken Aschaffenburg auf der Fahrradkundgebung gehaltenen Redebeitrag:

 

System Change not climate Change!

In den kommenden Jahren entscheidet sich, ob die Erde auch langfristig ein erträgliches Klima bietet.

Und damit entscheidet sich auch, ob unser Ziel einer freien Gesellschaft – in der das gute Leben weltweit und für Alle Realität ist – noch einen Möglichkeitshorizont bietet. Oder ob wir die Vorstellung einer besseren Welt, an die desaströsen Rahmenbedingungen eines klimagebeutelten Planeten anpassen müssen.

Aber es geht nicht nur um die Zukunft, denn schon heute sind die Konsequenzen des Klimawandels vielerorts zerstörerisch und tödlich.
Vor allem in den Ländern des globalen Südens, welche am wenigsten zur globalen Erderwärmung beitragen, sind die Folgen des Klimawandels verheerend und treiben Millionen von Menschen in die Flucht. Allein schon aus humanistischen Gründen ist das für uns nicht hinnehmbar.

Es gibt also viele gute Gründe hier und heute auf die Straße zu gehen.

Unter anderem mit unseren Fahrrädern, um uns damit den Platz zu nehmen, der ihnen zusteht. Sie sind für uns Symbol einer dringend notwendigen Verkehrswende, die wir als einen Baustein für radikale Sofortmaßnahmen gegen den Klimawandel begreifen. Wir fordern:

mehr Platz für Fuß- und Radverkehr
ein massiv ausgebauter und kostenloser öffentlicher Nahverkehr, auch im Umland
eine für den Durchgangsverkehr gesperrte Innenstadt
ein Zurückdrängen des motorisierten Individualverkehrs
Aber wir wissen auch, dass alle Sofortmaßnahmen nur Kosmetik bleiben, wenn sich die grundsätzlichen Rahmenbedingungen nicht ändern. Denn die Klimakrise ist untrennbar mit anderen großen Krisen verbunden, die der Kapitalismus hervorbringt, aber nicht im Sinne der Menschen lösen kann.

Unser Wirtschaftssystem ist systemimmanent auf Wachstum angewiesen, weil es sonst in eine Krise stürzt. Und ein System, das unendlichen Wachstum voraussetzt und dabei auf die Ausbeutung endlicher Ressourcen angewiesen ist, ist zum Scheitern verurteilt.

Wir werden gerade Zeitzeugen genau dieses Scheiterns.

Auch ein vermeintlich grüner Kapitalismus kann sich von den Zwängen des Marktes nicht lösen. Die Logik von Wettbewerb, Konkurrenz und dem Erzeugen von Maximalprofit sind ihm eingeschrieben. Und dieser Markt produziert dadurch ständig wenige Gewinner, viele Verlierer und eine noch größer werdende Anzahl an für den Markt Überflüssigen. Es sind diese Mechanismen, die uns in Arme und Reiche, Profiteure und Ausgebeutete spalten. Und es ist dieses System, das den menschengemachten Klimawandel unaufhaltsam beschleunigt und dafür sorgt, dass dessen Auswirkungen vor allem erstmal jene am härtesten trifft, die ohnehin schon unter den Verhältnissen am extremsten leiden.

Wenn wir all das nicht mehr wollen – und stattdessen am Ziel eines guten Lebens für Alle festhalten – müssen wir dem Status Quo eine Alternative in Form radikaler Demokratisierung aller politischen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse entgegenstellen. Denn wir brauchen globale Gerechtigkeit statt nationaler Grenzen, Selbstbestimmung statt Sachzwang, eine Befreiung vom Patriarchat und eine solidarische Wirtschaft statt zerstörerischem Wachstum. Und genau dafür kämpfen wir. Heute. Und morgen. Für eine Zukunft die gerade jetzt beginnt.

Klimagerechtigkeit statt Kapitalismus!

IL Aschafffenburg

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