Protest gegen DITIB in Aschaffenburg

Im Zuge des aktuellen völkerrechtswidrigen Angriffskrieges und der Besetzung weiter Teile Nordsyriens durch das türkische Militär unter Führung Erdogans wird in Deutschland die Kritik am Moscheeverband DITIB wieder lauter. So wurde in verschiedenen Moscheen und vermutlich auf Anweisung der türkischen Religionsbehörde Diyanet für den Sieg der türkischen und islamistischen Truppen gebetet. Dabei handelt es sich wohlgemerkt nicht um Aufrufe zum Frieden oder Gebete gegen den Krieg. Vielmehr findet, wie auch in der türkischen, von Erdogan kontrollierten Mainstream-Presse, eine Glorifizierung des Kriegs und seiner Verbrechen sowie eine rassistische Mobilmachung gegen die kurdische Bewegung statt.
Auch in Aschaffenburg steht DITIB seit Jahren in der Kritik. Zum Einen, weil immer wieder Verbindungen zu nationalistischen und faschistischen türkischen Organisationen bekannt werden (wie z.B.  bei einer türkisch-nationalistischen Demonstration im März 2016). Zum Anderen, weil DITIB von der Stadtregierung und hierbei vor allem vom Stadtjugendring, kritiklos hofiert wird.
Dieser Konflikt spitzt sich regelmäßig um das Fest „Brüderschaft der Völker“ (BdV) herum zu. Höhepunkt dürfte die Festabsage fünf türkischer Vereine gewesen sein, die sich aus Protest gegen die Aufnahme von DITIB in den Veranstalterkreis, aus der Vorbereitung zurückgezogen hatten. Der mittlerweile eingestellte Blog „Kommunal“ berichtete seiner Zeit dazu hier und hier.

Das Fest und sein Name stammen aus den 1980ern, als internationalistische Politik und damit die Vernetzung mit migrantischen Strömungen in der Linken noch eine größere Rolle spielte. Er wirkt heute natürlich völlig aus der Zeit gefallen. Als Selbstvernetzung migrantischer Vereine gestartet, wurde das BdV letztlich über den Hebel der Finanzierung im Laufe der Jahre unter städtische Kontrolle gestellt. Dabei nimmt der Stadtjugendring, in Aschaffenburg zuvorderst Kontroll- und Steuerungsorgan der Zivilgesellschaft, mittlerweile die führende Rolle bei Durchführung und Organisation des Festes ein.

Für viele migrantische Vereine ist das BdV eine der wichtigsten finanziellen Einnahmequellen. Diese Machtposition wird ausgenutzt, um Kritik an Konzept und Durchführung von teilnehmenden Vereinen zu unterbinden. Denn wer mit der Teilnahme von DITIB nicht einverstanden ist, dem bleibt letztlich nur, nicht am BdV teilzunehmen. Das wurde von Seiten des SJR immer wieder klar gestellt und Kritik öffentlichkeitswirksam diffarmiert. Deshalb konnte in den vergangenen Jahren, oftmals vom Bündnis gegen Rechts, zuletzt auch vom Stern, Kritik nur über Umwege und scheinbar „von außen“ geäußert werden. Unter den Veranstaltern des BdV sorgt der Stadtjugendring für einen sprichwörtlichen Burgfrieden..
Im folgenden dokumentieren wir die Presseerklärung und einen Flyer des Stern e.V. zum diesjährigen Protest gegen die Teilnahme von DITIB am BdV:

 

Flugblatt als .pdf zum Download: Ditib-Flyer-2019

PM vom Stern:

Vom 19. bis zum 21. Juli fand das alljährliche Fest „Brüderschaft der Völker“ statt. Um ihren Unmut über die erneute Teilnahme des DITIB Verbandes am Fest zu äußern und ihre Kritik den Besucher*innen des Festes mitzuteilen verteilten Mitglieder des Stern e. V., wie auch in den vergangenen Jahren, Flyer vor den Eingängen des Festes.

Am Freitag den 19. Juli begann das Verteilen gegen 18 Uhr am Eingang in der Nähe des Parkplatzes. Obwohl die meisten Besucher*innen die Flyer dankend und interessiert entgegen nahmen, gab es gleich zu Anfang einige spöttische Kommentare vonseiten der Fest-Orga. Wider Erwarten blieb es von DITIB Seite dennoch friedlich.

Bestürzt mussten die Mitglieder des Stern e. V. während des Verteilens jedoch feststellen, dass auf der nahe gelegenen Bühne eine Durchsage zu hören war, welche die Besucher*innen aufforderte, die Flyer zu ignorieren und sich selbst eine Meinung zu bilden. Es stellt sich die Frage, wie sehr noch die Aussagen des Stadtjugendrings, dessen Vorstand vor einigen Tagen auf Facebook noch für mehr gelebte Demokratie warb, im Bezug auf Demokratie und „gegen Rechts“ ernst zu nehmen sind. Und wie das gehen soll, dass mensch sich selbst eine Meinung bildet, wenn eine Seite ignoriert werden soll.

Rückblickend sieht der Stern e. V. die Aktion dennoch als großen Erfolg an, um die Kritik an einer Teilnahme von DITIB weiter in die Aschaffenburger Zivilgesellschaft zu tragen.

Wir freuen uns, dass samstags und sonntags auch andere zivilgesellschaftliche Gruppen gegen die DITIB-Teilnahme Flyer verteilt haben.

Solange DITIB Teil des Festes ist, werden wir weiter unsere Kritik äußern.

 

*PS: Der Artikel kommt arg verspätet, dafür dickes Sorry. Über den Sommer ist bei 361° leider so einiges liegen geblieben – aber wir holen das wieder auf

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