Polizei will auf jeder Party tanzen, aber keiner will mitfeiern

Ein Kommentar zur Tendenz der Polizei, sich immer weiter in alle Lebensbereiche der Menschen einzumischen.

Ein großer Teil der Leser dieses Magazins dürfte es schon mitbekommen haben: Die Durchführung der Fusion ist gefährdet, weil die Polizei darauf besteht, auf dem Festival Gelände eine Wache einzurichten. Die Fusion als größtes unkommerzielles linksalternatives Festival in Europa fährt seit Jahren ein alternatives Sicherheitskonzept ohne Polizei. Wer selbst schon auf der Fusion war und dies miterleben konnte, weiß, wie gut dies funktioniert. Über die Motive der Polizei kann ich nur spekulieren. Ob Sie nun beleidigt sind, weil sie nie mitfeiern durften, oder ob es Ihnen darum geht, in jedem Zentimeter Deutschlands Recht und Ordnung auf Teufel komm raus durchzusetzen, oder ob sie die Fusion schlicht und einfach zerstören wollen. All dies sei dahingestellt und spielt auch erst mal keine Rolle.

Vielmehr geht es darum, warum ein funktionierendes, in den 20 Jahren seit Bestehen der Fusion immer weiterentwickeltes Sicherheitskonzept nun plötzlich zur Debatte stehen soll? Mit ihrer Null-Kompromiss Haltung gefährdet die Polizei die Sicherheit auf der Fusion. Sie bringt sich als Gegner in Stellung, sowohl gegenüber dem Veranstalter als auch der Besucher. Warum sollten sie sonst Unterbringungsmöglichkeiten für an die 1000-1200 Polizisten während der Fusion im Umfeld des Geländes angefragt haben? In den letzten Jahren waren sie jeweils nur mit 200-300 Kräften rund um die Fusion im Einsatz und dies hat genügt, um alle An- und Abreisewege penibel zu kontrollieren. Wenn es der Polizei wirklich um die Sicherheit der Veranstaltung und der Besucher ginge, würde sie einer Wache außerhalb des Fusionszauns ohne wenn und aber zustimmen.

Es mag die Polizei verwundern, aber es gibt wirklich Menschen, die sie nicht als Freund und Helfer ansehen. Welche sich, wenn es um Sicherheitsfragen und um ein Gefühl von Sicherheit geht, nicht auf die Polizei verlassen wollen oder können. Ja, solche Menschen gibt es. Menschen, die z.B. in ihrer Vergangenheit bei Aktionen des zivilen Ungehorsam mit Polizeigewalt konfrontiert waren. Menschen, welche mit der Polizei traumatische Erlebnisse verbinden. Menschen, die durch die Anwesenheit von Polizeikräften negativ getriggert werden. Menschen, welche grundsätzlich allen autoritär Strukturierten und auf Dienstpflicht beruhenden Organisationen skeptisch gegenüber stehen. Menschen, die aufgrund ihrer Hautfarbe oder anderer äußerer Merkmale ständig in anlasslose Kontrollen geraten. Solche Menschen haben auch ein Recht zu feiern und sie müssen sich beim feiern sicher fühlen. Nach eigener Aussage will das auch die Polizei. Das sich Menschen beim feiern sicher fühlen. Dann bleibt gefälligst von der Fusion weg! Denn dort konnten diese Menschen bis jetzt feiern und sich dabei sicher fühlen. Dies würde durch eine Präsenz der Polizei auf dem Gelände verhindert.

Ich werde dieses Jahr trotzdem wieder auf die Fusion fahren, dort arbeiten und feiern – und hoffe, dass der Polizei die Sicherheit der Besucher wichtiger ist als ihre sonstigen Motive, über die momentan nur spekuliert werden kann. Sollte eine Wache auf dem Gelände installiert werden, werden die vielen Fusionistas sicherlich einen kreativen Umgang damit finden.

Während des Schreibens dieses Kommentars erreichte mich auch eine Nachricht aus Aschaffenburg. Das „Unten am Fluss“ Festival wurde von den Veranstaltern abgesagt, weil die Polizei auch hier interveniert hat und eine Nichtzulassung gefordert hat. Obacht: Wegen neun Polizeiansätzen, bei denen in acht fällen Drogen festgestellt worden seien. Da kann man ja nur froh sein, dass die Fusion nicht in Bayern stattfindet.

Hedon:

organisiert in der IL Aschaffenburg

Hier kann man die Fusion unterstützen:

https://kulturkosmos.de/mitmachen/

Weitere Infos zum Thema:

https://kulturkosmos.de/

https://www.facebook.com/Nordkurier/videos/366431267299797/

https://www.neues-deutschland.de/artikel/1118078.fusion-festival-wir-duerfen-das-nicht-hinnehmen.html

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