Eine sofortige Teilnutzung des impress Geländes wäre möglich

Für Sonntag, den 13.06.21 lud der Aschaffenburger Ratschlag zu seiner ersten selbstorganisierten, stadtpolitischen Versammlung ein. Zur öffentlichen Diskussion stand die Frage „Wie weiter mit dem leerstehenden impress Gelände in Damm?“.

Einladungsflyer Vorderseite

Schon im Laufe der Woche wurde über das Main Echo publik, dass die Stadtverwaltung vom Vorkaufsrecht für das leerstehende Gelände Gebrauch machen möchte. Diese Entscheidung fiel bereits im April, allerdings in einer nichtöffentlichen Stadtratssitzung über deren Ergebnis die Öffentlichkeit bislang nicht informiert wurde. Ob diese Meldung als Reaktion auf den Ratschlag lanciert wurde oder es nur zufällig eine zeitliche Nähe gab, entzieht sich unserer Kenntnis.

In besagtem Artikel war es Stadtentwicklungsreferent Dirk Kleinerüschkamp offensichtlich wichtig erneut zu vermitteln, dass natürlich Maßnahmen zur Bürgerbeteiligung geplant seien. Und in Reaktion auf die Ratschlagseinladung, in der die Möglichkeit des Aufkaufs durch finanzkräftige Investor*innen genannt wurde, stellt er klar, dass die Stadt gerade mit Ausübung ihres Vorkaufsrechts „kapitalistischen Interessen“ einen Riegel vorschieben wolle.

Für den Ratschlag selbst wurde online und mit Flugzetteln mobilisiert. Rund 60 Personen waren der Einladung in die Aschaffauen gefolgt. Das bunt gemischte Publikum setzte sich in etwa zu einem Drittel aus Organisator*innen und Umfeld und zu ca. zwei Drittel aus Anwohner*innen und Interessierten zusammen.

Nach einem kurzen Input durch ein Moderationsteam, in dem die Idee des Ratschlags erläutert sowie einige Informationen zum impress Gelände geliefert wurden, waren Besucher*innen dazu angehalten, ihre Vorstellungen und Ideen zum Thema einzubringen.

Darauf folgte ein wilder Mix an möglichen Ideen für eine Nutzung des Geländes: von der Schaffung bezahlbaren Wohnraums, über Gastronomie und Kleingewerbe, bis hin zu einer Ausweitung der Grünfläche, der Einrichtung von Mehrgenerationenhäuser oder einem Gelände, auf dem verschiedene Vereine und Initiativen ein gemeinsames Dach finden.

Auch wurde zur Diskussion gestellt, warum nur ein kleiner Prozentsatz als sozialer und damit bezahlbarer Wohnraum ausgewiesen werden sollte, sondern mit Blick auf die steigenden Mieten nicht 100% der möglicherweise entstehenden Wohnfläche.

Doch nicht nur intakte Gebäude, sondern auch leerstehende Hallen seien zumindest für eine Zwischennutzung sinnvoll. So gab es Vorschläge, Wände für Streetart Künster*innen und Grafitti freizugeben oder Hallen für Ausstellungen zu nutzen. Von letzterem machte schon 2019 die Initiative Menschwerk Gebrauch und veranstaltete auf dem Gelände eine große Kunstausstellung. Eine Bildergalerie dazu findet sich hier: menschwerk.info/galerie/

Offensichtlich war, dass bei fast allen Vorschlägen soziale Aspekte im Vordergrund standen und es einigen Bedarf an Platz und an zivilgesellschaftlichen Räumen gibt.

Durch Redebeiträge von zwei ehemaligen Impress-Mitarbeiter*innen, welche über den baulichen Zustand des Geländes berichteten, erhielten die Anwesenden so manch interessante Information.

 

Der Austausch über potentielle Nutzungsmöglichkeiten verlief somit weit weniger abstrakt und es gab eine gute Vorstellung, welches Potential die vorhandenen Gebäude tatsächlich bieten. Denn die einhellige Meinung derer, die die Innenansichten kennen, war: viele Gebäude sind intakt und eine sofortige Teilnutzung des impress Geländes wäre möglich.

Von einigen in der Versammlung anwesenden Stadträten von KI und SPD gab es die Zusage, im Stadtrat eine öffentliche Begehung des Geländes einzufordern, was von den Anwesenden positiv aufgefasst wurde.

Insgesamt war vor Ort eine gute Stimmung und eine erfreuliche Beteiligung auszumachen. Doch, wie auch eine Rednerin betonte, ist völlig klar, dass eine kleine Versammlung und eine Wunschliste die Stadt nicht dazu bewegen wird, die breite Palette an vorhandenen Bedürfnissen zu erfüllen. Zudem droht die Gefahr, sich in vermeintlich partizipativen Bürgerbeteiligungsmöglichkeiten zu verlieren. Als Negativbeispiel wurde das Mainufer genannt, bei dem die Stadtverwaltung über Jahre hinweg Beteiligungsmöglichkeiten anbot, bis heute aber nicht transparent sei, welche Wünsche der Einwohner*innen am Ende umgesetzt wurden, weil die endgültigen Pläne nicht unbedingt dem entsprechen, was viele Bürger*innen bei den Verfahren eingebracht hätten.

Ebenfalls wurde die Notwendigkeit einer Unabhängigkeit von der Stadtverwaltung betont und, dass eine Büger*inneninitiative entstehen müsse, die auf gleicher Augenhöhe gegenüber Entscheider*innen auftreten solle. Zudem müsse schnell Bewegung in die Sache kommen, denn noch sei die Entwicklung des Geländes offen.

Von der Moderation des Ratschlags wurde betont, dass es genau dafür Menschen braucht, die die Initiative ergreifen und gemeinsam weitere Pläne konkretisieren. Der Aschaffenburg Ratschlag könnte und wolle dafür nur ein erster Aufschlag sein.

Dazu wurde das Angebot unterbreitet, dass der Ratschlag die Koordination für die Verabredung eines weiteren Treffens, an dem alle am Thema impress Interessierten teilnehmen können, übernimmt.

Wer also Interesse hat sich einzuklinken kann sich per Email an ratschlag-ab@riseup.net wenden.

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