„Der Zug war… abgefahren!“: Eindrücke von der Kundgebung zum Holocaust-Gedenktag

Unter dem Motto „Der Zug war … abgefahren!“ rief das Bündnis gegen Rechts zu einer Kundgebung und Mahnwache anlässlich des Holocaust-Gedenktages auf.

Gut 40 Menschen kamen am Fuße des Dämmer Stegs zusammen, um den Opfern von Faschismus und Holocaust zu gedenken. Neben musikalischen Beiträgen gab es eine Rede der Interventionistischen Linken Aschaffenburg, die sich mit aktuellen rechten und antisemitischen Tendenzen auseinandersetzte, die Wichtigkeit von Erinnerungspolitik betonte und mit Verweis auf den historischen antifaschistischen Widerstand zu aktivem Antifaschismus aufrief.

Danach ging KI-Stadtrat Johannes Büttner auf die Deportation der jüdischen Bevölkerung in Aschaffenburg ein, die ab 1941 vom Hauptbahnhof aus erfolgte. So befand sich unter dem Dämmer Steg die Laderampe, von der aus Jüdinnen und Juden zunächst nach Würzburg und von dort aus weiter in die Todeslager deportiert wurden. Eine Zeitzeugin beschrieb bereits 2009 Szenen, die sich dort abspielten und sich in ihr Gedächtnis eingebrannt hatten – dabei auch die gespenstige Szenerie als einer der Züge den Bahnhof verließ und an der Rampe nur ein leerer Kinderwagen zurückblieb.

Von dieser Rampe sind heute nur noch Reste vorhanden, weshalb die Kommunale Initiative im Stadtrat den Antrag stellte, die Denkmalwürdigkeit zu prüfen.
Doch wenn es nach dem Willen der KI und des Bündnisses gegen Rechts ginge, soll die Rampe nicht nur als Mahnmal erhalten, sondern zum Ort des Gedenkens und der Erinnerung ausgestaltet werden. So sei zum Beispiel eine Informationstafel und ein auf der Rampe fixierter, gut ausbeleuchteter Kinderwagen aus Bronze vorstellbar.

Im Anschluss begaben sich die Teilnehmer*innen auf den Steg, um dort eine provisorische Gedenktafel in Form eines Kinderwagens anzubringen.

Erfreulich ist nicht nur, dass sich trotz anhaltendem Regen und Kälte viele an der Mahnwache beteiligten, sondern auch, dass der Antrag zur Prüfung des Denkmalschutzes wohl auch in der Stadtverwaltung auf Zustimmung stößt. Wie das Main Echo am 29. Januar berichtete, hat Oberbürgermeister Herzog die zuständige Landesbehörde bereits um Prüfung der Denkmalwürdigkeit gebeten.

 

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