GBW wird Dawonia: Ein Player auf Aschaffenburgs Immobilienmarkt an dem sich Mieter die Zähne ausbeißen?

Eine Bericht von Organize anlässlich der Umbenennung der bayerischen Wohnungsgesellschaft GBW und dem bisherigen Versuch eine Mieter*innenbewegung aufzubauen.

So schnell geht’s: die berüchtigte Wohngesellschaft bayerische Wohnungsgesellschaft GBW  ist Geschichte. Dafür gibt es jetzt Dawonia. Bayerisch für „Da wohn i a“.

Welchem lausigem PR-Hirn das wohl entsprungen sein mag, soll hier nicht Thema sein. Hier geht es viel mehr darum, Öffentlichkeit zu schaffen. Öffentlichkeit dafür, dass es sich bei Dawonia um denselben Laden handelt, der seit seiner Privatisierung durch rücksichtsloses Vorgehen gegenüber seinen Mieter*innen immer wieder für Schlagzeilen sorgt und wegen dem eigens ein Untersuchungsausschuss im bayerischen Landtag eingerichtet wurde.

Der BR hatte in der Vergangenheit umfangreich zu den Vorgängen rund um den Verkauf recherchiert und schon 2016 eine lesenswerte Reportage veröffentlicht. Vor allem die Machenschaften Horst Seehofers und Markus Söders sind pikant. Der Artikel mit vielen Hintergrundinfos zum Thema findet sich hier.

Umbenennung als Whitewashing

Zwar behauptet das Unternehmen, der Hintergrund der erfolgten Umbenennung sei, dass man sich „noch eindeutiger als Anbieter von bezahlbarem und professionell bewirtschaftetem Wohnraum positionieren“ wolle und auch schon lange nicht mehr gemeinnützig sei.

Hauptgrund dürfte jedoch ein anderer sein: Das Unternehmen möchte den schlechten Ruf, dem das Label GBW anhaftet, loswerden – Whitewashing also, wie es so schön heißt, wenn sich Unternehmen eine weiße Weste verschaffen wollen.

Im Umgang mit den Mieter*innen wird sich durch die Umbenennung wahrscheinlich gar nichts zum Positiven ändern.

Keine Seltenheit: Marode Fenster und Türrahmen

Beim 2013 erfolgten Verkauf wurde eine Sozialcharta zwischen BayernLB und GBW verabredet. Diese schützte die Mieter*innen wenigstens halbwegs vor bspw. teuren Umlagen durch Modernisierungs- und (Luxus)Sanierungsmaßnahmen.
Obwohl diese Charta keinen individuellen Schutz vor Mieterhöhungen garantierte und selbst das Münchner Amtsgericht das Abkommen gegenüber der Süddeutschen Zeitung als „wenig geglückt“ beschrieb,  hatte man wenigstens irgendetwas in der Hand. Doch im Mai 2018 ist ein Teil dieser Sozialcharta ausgelaufen.

Die Mieter*innen der Dawonia sollten sich mit Hinblick auf die Entwicklungen in anderen bayerischen Städten auf einiges gefasst machen.

Die GBW in Aschaffenburg: Nicht alles gefallen lassen!

Bisher sorgte das Unternehmen hauptsächlich wegen zwei Themen für Schlagzeilen. Zum einen wegen enormen Mieterhöhungen wie zum Beispiel in Ingolstadt oder München,  zum anderen wegen ihrer fehlenden Ansprechbarkeit und trägen Reaktionszeit bei Meldung von Mängeln und Schäden.

Letzteres war auch immer wieder aus der Region Aschaffenburg-Miltenberg zu hören und das Main Echo sowie der Bayerische Rundfunk berichteten mehrfach.

Die lokale Berichterstattung war letztendlich auch ausschlaggebend dafür, dass sich das solidarische Netzwerk „Organize Aschaffenburg & Umland“ dem Thema angenommen hat.

Die im Netzwerk Aktiven haben via Briefeinwurf, Mieterinnenversammlungen und Infoveranstaltungen mehrfach versucht, eine dauerhafte Initiative unter den GBW Mieterinnen anzuregen. Ziel war es, durch Beratung und praktische Unterstützung den Mieter*innen unter die Arme zu greifen, sodass sie sich gemeinsam gegen die Schikanen der GBW wehren können.

Mobilisierung in Häusern der GBW im Stadtteil Damm

Von Beginn an war klar, dass das Vorhaben nur dann erfolgreich sein kann, wenn sich die Mieter*innen aktiv an diesem Prozess beteiligen. Bisher gelang aber genau das nur mit mäßigem Erfolg.

Zwar konnten mit mehreren Dutzend Mietparteien persönliche Gespräche geführt werden und ein kleiner Kreis von Mieter*innen kam regelmäßig zu Treffen. Doch obwohl sich alle Negativschlagzeilen aus der Presse bewahrheitet haben, blieb die erhoffte Eigeninitiative und Selbstorganisation bislang aus.

Die Mieter*innen berichteten von maroden Wohnungen, kaputten Fenster, Mieterhöhungen, langen Fahrstuhl- und Heizungsausfällen, fehlender Transparenz und von Nichtgreifbarkeit der GBW bei Fragen und Problemen. Insbesondere von jährlich steigenden Nebenkosten sind alle Mieter*innen betroffen. Und genau hier bietet sich eine Ansatzmöglichkeit, die GBW in Zugzwang zu zwingen.

Doch trotz der vorherrschenden Wut, konnten die Betroffenen nicht aktiviert werden. Das Spektrum an Mieter*innen, das für sich beschlossen hatte, sich gegen die GBW zu wehren, tat dies individuell oder im Zusammenspiel mit Anwälten des Mieterschutzbundes, wobei einige Mieterinnen schon von negativen Erfahrungen und verlorenen Prozessen auf juristischer Ebene berichteten. Nach Angaben einer Mieterin hatte eine Anwältin vom Mieterschutz sogar von Klagen abgeraten, da die GBW ein ganzes Heer an professionellen Fachanwälten an der Hand habe und die Aussichten auf einen juristischen Erfolg schlecht seien.

Der überwiegende Teil der Mieter*innen entschied sich jedoch für das Hinnehmen und Akzeptieren.

Die Ursachen dafür waren unterschiedlich: von der reinen Bequemlichkeit über Frust bis hin zur Angst vor dem Wohnungsverlust war alles dabei.

Zwar konnten einige Mieter*innen dazu bewegt werden, doch wenigstens Belegeinsicht in die Nebenkostenunterlagen und Abrechnungen, welche die Grundlage für Erhöhungen bilden, zu verlangen,  doch die Auseinandersetzung mit der GBW zieht sich wie Kaugummi und vielen Mietern fehlt die nötige Ausdauer, aber vor allem auch das Vertrauen in sich selbst und in die Möglichkeiten kollektiver Gegenwehr.

Alles neu macht Dawonia?

Basisorganisierung ist ein zäher und langwieriger Prozess. Auch die bei Organize Aktiven mussten diese Erfahrung sammeln. Den Beteiligten stellt sich immer wieder die Frage, ob man in manchen Fällen nicht selbst zu schnell die Flinte ins Korn geworfen hat.

Auch wenn die Initiative vorerst ihren Schwerpunkt nicht weiter auf den GBW/Dawonia Komplex legt, steht sie nach wie vor als Anlaufstelle für Mieter*innen, die sich wehren wollen, zur Verfügung.

2019 wird sich zeigen, ob Dawonia ihre bisherige Linie fortsetzt oder damit beginnt ihre neue Machtposition gegenüber ihren Mieter*innen voll auszunutzen.

Im Bestand der Dawonia befinden sich laut Main-Post derzeit rund 30.000 Wohnungen, wovon 896 auf die Stadt Aschaffenburg und weitere 1.078 auf den Landkreis Miltenberg entfallen. Dawonia ist in der Region somit ein echter Player auf dem Immobilienmarkt. Dementsprechend groß könnte aber auch die Schlagkraft einer organisierten Mieter*innenbewegung sein. Wenn, ja wenn sie in Bewegung kommt.

Informationen und Kontakt zum Organize Netzwerk gibt es unter www.organize-aschaffenburg.de

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